*11. November 1491 Schlettstadt
†1. März 1551 Cambridge
Theologe, Reformator Straßburgs und des Elsaß
1506: tritt als Mönch dem Dominikanerorden bei
1517: immatrikuliert sich an der Universität Heidelberg
25.-27. April 1518: Begegnung mit Martin Luther auf dem Generalkapitel der (deutschen Reformkongregation der) Augustiner-Eremiten in der Schola artistarum in Heidelberg. Wendet sich der protestantischen Theologie zu.
1521: wird aus dem Dominikanerorden entlassen
1522: heiratet die ehemalige Nonne Elisabeth Silbereisen aus Mosbach (†1541; Großcousine von Nikolaus Kistner-Cisnerus), mit der er dreizehn Kinder hat, die jedoch alle im Kindesalter sterben. Bucer wird in Landstuhl der erste protestantische Pfarrer der Pfalz.
1523: vom Papst gebannt, sucht Asyl in der Reichsstadt Straßburg
1524: in Straßburg zum Pfarrer ordiniert
In den Folgejahren versucht er zwischen den verschiedenen protestantischen Parteien (Lutheraner, Calvinisten, Spiritualisten, Täufer) zu vermitteln. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Abendmahlsstreit.
1530: Bucer ist einer der Verfasser der Confessio Tetrapolitana , in der vier oberdeutsche Reichsstädte (Straßburg, Landau, Konstanz, Memmingen) ihr Glaubensverständnis für die Diskussionen auf dem Augsburger Reichstag von 1530 zusammenfassen
1536: Bucer erzielt im Abendmahlsstreit einen Konsens mit Martin Luther, der in der „Wittenberger Konkordie“ seinen Niederschlag findet. Die Oberdeutschen schließen sich beim Abendmahl der lutherischen Sicht an.
1541: Elisabeth Silbereisen stirbt während einer Pestepidemie
1542: Bucer heiratet auf Wunsch seiner ersten Frau in zweiter Ehe Wibrandis Rosenblatt , die dreizehn Jahre jüngere Witwe von Wolfgang Capito und Johannes Oekolampad (zwei weitere Kinder)
1542/1543: Bucer lebt ein Jahr lang in Bonn, um im Auftrag des Erzbischofs von Köln, Hermann V. von Wied , die Reformation des Erzbistums Köln vorzubereiten
1543: Bucer und Philipp Melanchthon verfassen in der Wasserburg zu Buschhoven zwei Reformationsschriften („Einfaltigs Bedencken“) für den Kölner Erzbischof Hermann V. von Wied
Bucer kehrt nach Straßburg zurück
1549: Bucer muß Straßburg verlassen. Grund ist die von Karl V. angeordnete „katholisierende“ Neuordnung des Kirchenwesens, das so genannte Interim. Bucer emigriert nach England, wo er erheblichen Einfluss auf die neue entstehende anglikanische Kirche hat. (Nach seinem Tod kam in England bald wieder die katholische Richtung an die Regierung. Bucer wurde exhumiert und nachträglich als Ketzer verbrannt.)
1950: Gründung des Martin-Bucer-Instituts an der Theologischen Fakultät der Universität Münster
1993: Verlegung der Martin-Bucer-Forschungsstelle von Münster nach Heidelberg
Literatur:
Matthieu Arnold, Berndt Hamm (Hg.), Martin Bucer zwischen Luther und Zwingli. Tübingen 2003
Ernst Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreites im 16. Jahrhundert. Gütersloh 1940
Andreas Gäumann, Reich Christi und Obrigkeit. Eine Studie zum reformatorischen Denken und Handeln Martin Bucers (Zürcher Beiträge zur Reformationsgeschichte; 20). Bern (u.a.) 2001
Martin Greschat, Martin Bucer. Ein Reformator und seine Zeit. München 1990
Theodor Mahlmann, Bucer, Martin, in: Theologenlexikon – Von den Kirchenvätern bis zur Gegenwart. München 1987, S. 45f.
Werner Moritz (Hg.), Martin Bucer (1491–1551). Auf der Suche nach der Wiederherstellung der Einheit. Ubstadt-Weiher 2001
„Der dritte deutsche Reformator“ 100 Jahre Akademie der Wissenschaften: Christoph Strohm über Martin Bucers Deutsche Schriften, in: RNZ, 10. 2. 2009