*25. Mai 1863 Danzig
†25. Juli 1936 Heidelberg
Philosoph, Hochschullehrer
Wohnung in Heidelberg: Scheffelstraße 4 (1898 erbaut)
Vater: Heinrich Rickert, Redakteur und Politiker
Söhne: Franz Rickert (Goldschmied, 1904-1991), Arnold Rickert (Bildhauer, 1889-1976)
Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ in Berlin (ohne Abitur)
1884-1885: hört Vorlesungen an der Universität Berlin
1885: studiert an der Universität Straßburg Philosophie, Nationalökonomie, Physiologie
1888: wird bei Wilhelm Windelband mit dem Thema „Zur Lehre von der Definition“ zum Dr. phil. promoviert
1888: Berlin
1889: Freiburg im Breisgau
1891: habilitiert sich mit der Schrift „Der Gegenstand der Erkenntnis“. Privatdozent an der Universität Freiburg.
1894: außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Freiburg
1896: Ordinarius an der Universität Freiburg
1906: Ritterkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen
1910: Geheimer Hofrat
1915: Ruf an die Universität Heidelberg als Nachfolger von Wilhelm Windelband
1916: Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
1917: korrespondierendes Mitglied der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften
SS 1918: von der Lehrtätigkeit beurlaubt, da ihn die Fliegeralarme schlaflos machen
1918: Ritterkreuz des Ordens Berthold des Ersten
1924: Dr. jur. h.c. der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Königsberg
1928: Dr. h.c. der Kulturwissenschaften der Technischen Hochschule Dresden
1931: Mitglied der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom
1932: emeritiert
1933: Goethe-Medaille für Wissenschaft und Kunst durch den Reichspräsidenten verliehen
1933: Dr. h.c. der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg zum 70. Geburtstag
- Juni 1933: Professor Martin Heidegger hält in der Universität Heidelberg eine Rede über „Die Universität im Geiste des Nationalsozialismus“
1934: korrespondierendes Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
Zitate
„Andererseits zeigte Rickert sich vom nationalen Aufbruch fasziniert“ (Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 334)
Gelber Stern oder gelber Fleck, es war beides. Es war gelb, jedenfalls. Hier in Heidelberg war das ganz bemerkenswert. Es gab kein Verbot, diese Geschäfte zu betreten, aber es war überall SA in braunen Uniformen, die sehr argwöhnisch versuchten, den Käufern abzuraten. Nun lud mich Rickert ein, doch zu sagen, wie denn unsere „jüdischen Freunde“ darauf reagieren. Und ich sagte, sie schämten sich. Da sagte Rickert, sie bräuchten sich doch nicht zu schämen. Ich entgegnete, sie schämten sich nicht ihretwegen, sondern weil niemand von der geistigen Führung in Deutschland irgendetwas dazu sage, zumindest ein maßvolles Wort der Warnung. Das erregte Rickert sehr; er sah, das war auf ihn gemünzt. Was hätte denn ein solcher Protest genützt? Worauf ich ihm sagte: „Wir haben aus Ihren Schriften und Ihren Vorlesungen gelernt, daß es das Eigene der deutschen Philosophie ist, im Gegensatz zum flachen Pragmatismus der Amerikaner und dem Utilitarismus der Engländer, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun.“ Ich habe ihn nie wiedergesehen. (Raymond Klibansky im Gespräch mit Michael Buselmeier, 15. Mai 1994, aus: [Michael Buselmeier], Erlebte Geschichte erzählt 1994-1997. Michael Buselmeier im Gespräch mit (…). Hg. von der Stadt Heidelberg. Heidelberg 2000, S. 28)
Max Weber, Raymond Klibansky
Literatur:
Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 323ff., 333ff.
Hermann Glockner, Heidelberger Bilderbuch. Erinnerungen von Hermann Glockner. Bonn 1969
Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 14 (2010), S. 179
Wolfgang Seifert (Hg.), Japanische Studenten in Heidelberg. Ein Aspekt der deutsch-japanischen Wissenschaftsbeziehungen in den 1920er Jahren (Schriften von Archiv und Museum der Universität Heidelberg 19). Ubstadt-Weiher u.a. 2013
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Rickert_(Philosoph)