*10. Mai 1833 Heidelberg
† 15. August 1898 Heidelberg
Kaufmann, katholischer Politiker, Reichstagsabgeordneter
Mitglied der K. St.V. Palatia Heidelberg im KV
erster von 5 Geschwistern
Vater: Johann Jakob Lindau , Kurzwarenhändler („Bändelkrämer“) aus Rohrbach bei Sinsheim, seit 1827 in Heidelberg, Kurzwarengeschäft am Marktplatz (heute Hauptstraße 194), †1858
Mutter: Josephine Herdegen , Tochter eines Heidelberger Spediteurs
Volksschule Heidelberg
Bürgerschule Heidelberg
1847-1852: Lehrling im Betrieb seines Vaters
3.-17. August 1851: Mission durch drei jesuitische Prediger in Heidelberg
1852-1854: Lausanne
28. September 1858: Vater Johann Jakob Lindau stirbt
1859: Jakob und sein Bruder Theodor übernehmen das väterliche Geschäft (Engrosgeschäft für Garn- und Kurzwaren)
30. Januar 1860: Heirat mit Karoline Elisabeth Stahl aus Neckarsulm (Ehe bleibt kinderlos)
[12. August 1862: die bisher konfessionellen Schulbehörden werden durch den Badischen Oberschulrat für Mittel- und Volksschulen ersetzt]
1862: Teilnahme am Katholikentag in Aachen
1862: Philibert Graf von von Graimberg, Jakob Lindau und der Arzt Dr. Leopold Fischer gründen im „Pariser Hof“ (Hauptstraße 216, am Karlsplatz) das erste katholische Casino in Heidelberg (später: Karlsstraße 10, Haus von Dr. Leopold Fischer). Erster Vorstand: Jakob Lindau.
31. Oktober 1864: Wahlen zum Ortsschulrat Heidelberg (protestantisch)
4. November 1864: Wahlen zum Ortsschulrat Heidelberg (katholisch)
1864: die Krankenkasse der Marianischen Bürgersodalität wird in eine Sodalitäts-Kranken- und Sterbekasse umgewandelt (Mitglieder u.a. Philibert Graf von von Graimberg, Prof. Konrad Eugen Franz Rosshirt, Jakob Lindau)
26. August 1865: die Tageszeitung Pfälzer Bote für Stadt und Land , erste katholische Zeitung Badens, beginnt in Heidelberg zu erscheinen
1867-1870: Abgeordneter der II. badischen Kammer
Mai 1869: Jakob Lindau gründet mit Ferdinand Bissing und Dr. Leopold Fischer in Heidelberg die Katholische Volkspartei , Vorläuferin der Zentrumspartei in Baden
22.-24. Juni 1869: Abstimmung über die Vereinigung der Heidelberger Konfessionsschulen zu einer gemischten Volksschule. (22. Juni: evangelisch, 23. Juni: katholisch, 24. Juni: israelitisch)
9./11. Mai 1870: Eröffnung der Simultanschule in Heidelberg
4. November 1872: Gründung des katholischen Studentenvereins K. St.V. Palatia Heidelberg im KV
1871-1890: Mitglied des Reichstages
1873: wird Mitglied der K. St.V. Palatia Heidelberg im KV
12. Juni 1874: 31 Bürger gründen die Heidelberger Volksbank („Schwarze Bank“)
1875-1876: Abgeordneter der II. badischen Kammer
1890: zieht sich aufgrund einer schweren Erkrankung ins Privatleben zurück
Wird aufgrund seines politischen Engagements zweimal verurteilt. Erhält u. a. eine viermonatige Haftstrafe wegen Diebstahls der Orgel aus dem Heiliggeist-Chor.
Verleihung des Piusordens durch Papst Pius IX.
Veröffentlichungen:
„ Schwärme von Musensöhnen“ [Brief an das Großherzogliche Ministerium des Innern vom 19. Februar 1856], abgedruckt in: unimut Nr. 2001 (7/2009), S. 16f.
Literatur:
[Gerhart Berger, Detlev Aurand], Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola, bearbeitet von Gerhart Berger und Detlev Aurand. Heidelberg 1986
Franz Dor, Jakob Lindau. Ein badischer Politiker und Volksmann, in seinem Leben und Wirken geschildert. Freiburg 2 1909
Joachim Maier, Jakob Lindau und die katholische Bewegung im badischen „Unterland“, in: Uwe Uffelmann (Hg.), Das Land zwischen Rhein und Odenwald. Eine Ringvorlesung zur Region, (Neckar-Verlag). Villingen-Schwenningen 1987, S. 129-143
Joachim Maier, Fürchtet Gott und sonst niemand. Jakob Lindau und die Anfänge des politischen Katholizismus, in Konradsblatt Nr. 34 vom 23. August 1998, S. 23
Joachim Maier, Die „Casino“-Bewegung. Jakob Lindau und der Heidelberger Widerstand gegen die badische Schulpolitik, in: RNZ, 15./16. August 1998, S. 8
Joachim Maier, Jakob Lindau aus Heidelberg und die katholische Casino-Bewegung, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Nr. 27 (2023), herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V., Nr. 27 (2022), S. 61-75