*Februar/März 1698 Heidelberg
†4. Februar 1738 Stuttgart (hingerichtet)
Kaufmann, Finanzmakler, Geheimer Finanzrat
Vater: Issachar Süßkind Oppenheimer
Mutter: Michal (Michele) Chasan
wächst im Haus Ingrimstraße 8 (?) auf (besitzt später auch Nr. 6 und 10)
1699: Issachar Süßkind Oppenheimer kauft ein Grundstück in der Ingramgasse (heute: Ingrimstraße) und baut dort ein Haus, heute Nr. 8 (?). Hier zieht sein Sohn Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer im Alter von ein oder zwei Jahren ein und behält das ererbte Haus bis zu seiner Hinrichtung. (Das Haus steht noch, das Erdgeschoß ist klassizistisch verändert).
1716: Freiherr Lothar Friedrich von Hundheim (1668-1723) vertritt den schwer erkrankten Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz als Pate bei der Taufe eines Mitglieds der Familie Süss-Oppenheimer aus Heidelberg auf den Taufnamen „Johann Wilhelm“ in der Düsseldorfer Schlosskapelle
14. November 1732: Süß wird zum „Hof- und Kriegsfactor“ des Prinzen Carl Alexander von Württemberg , Statthalter von Serbien, ernannt. Von da an wirkt Süß auch als Privatbankier Carl Alexanders.
31. Oktober 1733: Tod von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg
16. Dezember 1733: Carl Alexander zieht als erster katholischer Herzog in das evangelische Stuttgart ein. Süß führt als Agent in Frankfurt Verhandlungen über die Abfindung von Eberhard Ludwigs Lebensgefährtin, Friederike Wilhelmine Christine Gräfin von Würben geb. von Grävenitz. Süß macht sich dem Herzog Carl Alexander unentbehrlich als Wirtschafts- und Finanzfachmann. In Württemberg führt er eine merkantilistische Wirtschaftsordnung ein.
12. März 1737: Herzog Carl Alexander stirbt. Noch in derselben Nacht wird der Geheime Rat Süß festgenommen und nach Stuttgart gebracht. In Württemberg beginnt eine „konservative Revolte“ gegen die Finanz- und Wirtschaftspolitik Carl Alexanders. Die evangelisch-pietistisch geprägten Landstände pochen vorwiegend auf alte Rechte, setzen sich durch und bringen Süß schließlich an den Galgen.
9. Januar 1738: der Oberrat bestätigt das Todesurteil
4. Februar 1738: mindestens 12.000 Menschen beobachten die Hinrichtung. Ein Rabbiner wird dem Todeskandidaten bis zum Schluß verweigert; statt dessen ruft ein pietistischer Vikar Süß zu: „Du wirst in wenigen Augenblicken sehen… Jesus lebt!“
1827: Wilhelm Hauff veröffentlicht seine Novelle „Jud Süß“, die zwar die Trennung von Juden und Nichtjuden befürwortet, aber die Ungerechtigkeit des Urteils anprangert
1925: Lion Feuchtwangers Roman „Jud Süß“ wird ein Welterfolg. Darin zeichnet er das Bild eines zwischen Assimilation und Emanzipation hin- und hergerissenen jüdischen Intellektuellen.
1934: In Anlehnung an diesem Roman erscheint die erste Verfilmung von Jud Süß in England. „ Jew Suess “, unter der Regie von Lothar Mendes mit Conrad Veidt in der Titelrolle. Er ist als Warnung der Weltöffentlichkeit vor dem deutschen Antisemitismus gedacht, gerät jedoch bald in Vergessenheit.
1940: Veit Harlan dreht den antisemitischen Film „Jud Süß“.
23. März 2002: Premiere der Oper „Joseph Süss“ von Detlev Glanert (uraufgeführt in Bremen 1999) in der Städtischen Bühne Heidelberg
18. Juni-31. Juli 2006: „ Jud Süss“. Geschichte(n) einer Figur (Ausstellung in der St. Jacobikirche Göttingen)
5. Juni-31. Juli 2009: Beschlagnahmte Briefschaften. Der Kriminalprozeß gegen Joseph Süß Oppenheimer 1737-1738 (Wanderausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg – Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Ort: Wertheim-Bronnbach)
Literatur:
Barbara Gerber, Jud Süß. Hamburg 1990
Dorothea Hollstein: „Jud Süss“ und die Deutschen. Antisemitische Vorurteile im nationalsozialistischen Spielfilm. Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main 1983
A. Cser, Zwischen Stadtverfassung und absolutistischem Herrschaftsanspruch (1650 bis zum Ende der Kurpfalz 1802). In: P. Blum (Hrsg.), Geschichte der Juden in Heidelberg. Heidelberg 1996, S. 80f. (Schicksal der Mutter Michal Chasan)
Hellmut G. Haasis, Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß. Finanzier, Freidenker, Justizopfer. Reinbeck 1998
http://www.luise-berlin.de/Lesezei/blz98_09/text23.htm (Rezension von Siegfried Wollgast9
Norbert Giovannini, Stefan Kopf, Hans-Martin Mumm, Joseph Süß. Geboren in Heidelberg, in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, VII (2002), S. 295-305
Alexander Przyrembel, Jörg Schönert (Hg.), Jud Süss: Hofjude, literarische Figur, antisemitisches Zerrbild. Frankfurt 2006
Links:
http://www.hagalil.com/archiv/99/03/suess.htm (Joseph Süß Oppenheimer vor 300 Jahren geboren (Hagalil.com))