*2. 12. 1884 Neckarbischofsheim
† 12. April 1963 Heidelberg (Grab auf dem Bergfriedhof)
Historiker, Privatdozent, Professor, Rektor der Universität Heidelberg, badischer Kultusminister, Gauredner
SS Oberführer im O.A. Rhein, Major z. D., Oberstleutnant z.V.
Vater: Adolf Schmitthenner (1854-1907), Pfarrer, Schriftsteller
Mutter: Aline geb. Wagner (1857-1922)
1910: heiratet Emma geb. Grimmel-Landfried (1890-1978)
11. März 1933: zum Staatskommissar ernannt
6. Mai 1933: zum Staatsrat (ressortloser Minister) in der badischen Landesregierung ernannt
19. Mai 1933: zum außerordentlichen Professor für Kriegsgeschichte und Wehrkunde an der Universität Heidelberg berufen
1934: Mitglied der NSDAP und der SS
14. Mai 1937: Karl Jaspers wird wegen „jüdischer Versippung“ als Professor der Universität Heidelberg entlassen. Das Ordinariat wird an Paul Schmitthenner übertragen. Er wird o. Professor für Wehrpolitik und Wehrwissenschaft in Heidelberg.
1. November 1938(-März 1945): zum Rektor der Universität Heidelberg ernannt
Mai 1940: durch Führererlaß mit den Geschäften des badischen Ministers des Kultus und des Unterrichts betraut, zugleich Beauftragter für kulturelle Fragen im Elsaß
14. Juni 1941: hält als Rektor eine Rede anlässlich der Überreichung der Urkunde zur Ernennung von Staatssekretär Dr. Friedrich Landfried (1884-1947) zum Ehrensenator der Universität Heidelberg
1944: SS-Brigadeführer
21.-27. März 1945: Schmitthenner verläßt Heidelberg, nachdem er zuvor den Anglisten Johannes Hoops (80) „für den Fall der Besetzung Heidelbergs durch amerikanische Truppen mit der Wahrung der Interessen der Universität Heidelbergs“ beauftragt hatte.
kommissarischer Leiter des badischen Kultusministeriums
30. April 1945: von der Militärregierung entlassen, bis 1948 interniert.
Der Senat der Universität Heidelberg beschließt die Trennung von Schmitthenner aufgrund „extremen Nazitums“
Reden:
30. Januar 1940: „Rede zur Feier der Immatrikulation“
22. Nov. 1940: „Ansprache zur Feier der Immatrikulation“
14. Juni 1941: „Rede anlässlich der Überreichung der Urkunde über die Ernennung von Staatssekretär Dr. Landfried zum Ehrensenator der Universität Heidelberg“
8. November 1941: „Rede anläßlich der Ernennung von Prof. Dr. Carl Krauch zum Dr. rer. nat. h. c. der Universität Heidelberg“
Veröffentlichungen:
Paul Schmitthenner, Einladung zur Öffentlichen Antritts-Vorlesung, welche Herr Dr. Paul Schmitthenner zur Erlangung der Venia legendi bei der Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg am Samstag, den 3. November 1928, mittags 12 Uhr im Hörsaal XIII (Altes Kollegienhaus) abhalten wird : Thema: „Die Auseinandersetzung Asiens und Europas in ihrer Bedeutung für das Kriegswesen“. Heidelberg 1928 [F 2150-2 RES::1910-34]
Krieg und Kriegführung im Wandel der Weltgeschichte. Potsdam 1929
Europäische Geschichte und Söldnertum. Berlin 1933
Weltgeschichte vom Frankfurter Frieden bis zur Gegenwart. Bielefeld 1933
Vom Ersten zum Dritten Reich. Freiburg 1935
Prinz Eugen von Savoyen. Freiburg 1936
Krieg und Staat in der Weltgeschichte. Leipzig 1936
Politik und Kriegsführung in der neueren Geschichte. Hamburg 1937
Volkstümliche Wehrkunde. Langensalza 1937
Paul Schmitthenner, Rede des Rektors der Universität Heidelberg Staatsministers Prof. Dr. Schmitthenner zur 552. Jahresfeier der Universität Heidelberg gehalten in der Aula in der Neuen Universität Heidelberg am 21. November 1938. Heidelberg 1939. (Heidelberger Universitätsreden / hrsg. von der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ; N.F., 5) [F 2160-10-20::NF: 1-6]
Das deutsche Soldatentum. Köln 1940
Gerhard Dulckeit, Reden anläßlich der Jahresfeier der Universität am 22. November 1940 von Gerhard Dulckeit; Paul Schmitthenner. Heidelberg 1941 (Kriegsvorträge der Universität Heidelberg; 8) [F 2160-10-21::2-10]
Wehrpolitische Neuerungen im gegenwärtigen Kriege. Stuttgart 1941
Paul Schmitthenner, Reden anläßlich der Überreichung der Urkunde über die Ernennung von Staatssekretär Dr. [Friedrich] Landfried zum Ehrensenator der Universität Heidelberg am 14. Juni 1941 gehalten von Paul Schmitthenner …. Heidelberg 1941. (Kriegsvorträge der Universität Heidelberg; 9) [F 2160-10-21::2-10]
Paul Schmitthenner, Reden anläßlich der Ernennung von Prof. Dr. Carl Krauch zum Dr. rer. nat. h. c. der Universität Heidelberg gehalten am 8. Juni 1941 von Paul Schmitthenner…. Heidelberg 1942 (Kriegsvorträge der Universität Heidelberg; 10) [F 2160-10-21::2-10]
Wehrhaft und frei. Das deutsche Heer von den Anfängen bis zur Gegenwart. Langensalza 1943
[Paul Schmitthenner], Die Universität Heidelberg dient dem Kriegswinterhilfswerk 1942/43. Öffentliche Veranstaltungen am 5., 6. und 7. Februar 1943. Heidelberg 1943
Paul Schmitthenner, Goethe und der Oberrhein. Ansprache, gehalten in der ersten Mitgliederversammlung der Landesvereinigung Oberrhein der Goethe-Gesellschaft Weimar in Straßburg am 23. Mai 1943. Straßburg 1943. (Reden und Schriften / Landesvereinigung Oberrhein der Goethe-Gesellschaft Weimar) [G 6044-157-20]
Literatur:
Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. IV/1999, 308
Wolfgang U. Eckart, Volker Sellin, Eike Wolgast et al. (Hg.), Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus. Heidelberg 2006, S. 23ff., 493ff., 510ff. et passim
Paul Erdmann, Standhalten oder weichen? Der Rotary Club Heidelberg und seine Nachbarclubs im Nationalsozialismus, Stuttgart 1922 (unveröffentliches. Manuskript, Festschrift, 261 Seiten, Download im pdf-Format: https://memorial-rotary.de/dokumente/390 )
Viktor Fichtenau, Prof. Dr. Paul Schmitthenner „Universität als Stätte wehrpolitischer Erziehung“, in: Wolfgang Proske (Hg.), NS-Belastete aus Nordbaden und Nordschwarzwald (Täter, Helfer, Trittbrettfahrer 7). Gerstetten 2017, S. 257-271
Norbert Giovannini (Hg.), Ingrid Moraw, Reinhard Riese und Claudia Rink, Stille Helfer. Eine Spurensuche in Heidelberg 1933-1945. Heidelberg 2019, S. 165ff.
Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2005
Ulrike Lennartz, Ein badischer „Preuße“. Paul Schmitthenner, Badischer Staatsminister, in: Michael Kißener, Joachim Scholtyseck (Hg.), Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz 1997, S. 623-653
Christian Peters, Arno Weckbecker, Auf dem Weg zur Macht. Zur Geschichte der NS-Bewegung in Heidelberg 1920-1934. Dokumente und Analysen. (Nachdruck) Heidelberg o.J., p. 231, 245 et passim
Wolfgang Proske (Hg.), NS-Belastete aus Nordbaden und Nordschwarzwald (Täter, Helfer, Trittbrettfahrer 7). Gerstetten 2017
Leena Ruuskanen, Der Heidelberger Bergfriedhof. Kulturgeschichte und Grabkultur. Ausgewählte Grabstätten. Heidelberg 1992, S. 74, 251; 2 2008, S. 71
Reinhard Riese, Eine Schulgründung im Krieg. Das Bunsen-Gymnasium Heidelberg 1940–1945 , in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt Nr. 27 (2023) , herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein e. V. , Nr. 27 (2022), S. 1 40f f .
Genealogie der Familie Schmitthenner, hg. 1884 von Johann Heinrich August Schmitthenner; fortgesetzt Neckarbischofsheim 1928 von Heinrich Schmitthenner; weitergeführt 1955 von Gottfried Schmitthenner. 3. Aufl. Frankfurt am Main 1955 (Beil.: Berichtigungen und Ergänzungen zur Genealogie der Familie Schmitthenner. SD aus: Deutsches Familienarchiv, Bd 2, 5 u. 8, bez. S. 285-294) [B 457-270-10 B]
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schmitthenner_(Historiker)
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